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anders als sonst

unbearbeitetes Holz und Glasbruchstücke im Altarraum

22.09. – 13.10. 2019
in der Martinskirche
Osterfelder Straße 11
46236 Bottrop

Finnisage 13.10., 17:00 Uhr

Das Baumscheiben-Glas-Objekt wird heruntergelassen, damit Blinde es berühren dürfen:
Kunst taktil wahrnehmen und begreifen!

Ein Baumscheiben-Glas-Objekt hängt im Altarraum der Martinskirche zentral von der Decke herunter.

Die Künstlerin Tamara Hasselblatt konfrontiert in ihm die Materialien Holz und Glas, Natur und Technik. Sie konfrontiert zugleich die Besucher damit, dass zentral nicht das Kreuz, sondern mit diesem Werk die vom Menschen verletzte Natur dargestellt wird. Irritation ist erwünscht.

Seit dem 22. September ist in der Martinskirche eine Ausstellung der norddeutschen Künstlerin Tamara Hasselblatt zu sehen. Ein Magnet dürfte ihr Baumscheiben-Glasobjekt sein, das zentral im Altarraum von der Decke hängt. Sie hat es für diese Ausstellung realisiert. Frisch abgeholt aus der Glasmalerei-Werkstatt Schillings in Frankfurt wird es hier zum ersten Male der Öffentlichkeit gezeigt.

Inspirieren lässt sich Tamara Hasselblatt durch unsere Welt und deren Zustand: Mit ihren Menschen, ihrer Natur, mit all dem Schönen und Gefährdeten, mit dem Mit- und Gegeneinander.

Schöpfung ist ein Grundton ihrer Werke.

Musik, Dichtung, Malerei und die vielfältigen Lebensformen auf unserer Erde sind für sie ein Wunder. Vieles daraus inspirierte sie zu ihrem:

„Triptychon des Lebens. Die Schöpfung“

Mischtechnik auf Kunstdrucken der Original- und Erstausgabe von Haydns Schöpfung
dreimal je 73 x 93 cm gerahmt

Geschichte der Martinskirche Bottrop

Das dünn besiedelte Gebiet zwischen Emscher und Lippe, Vest Recklinghausen genannt, gehörte seit dem Mittelalter zum Erzbistum Köln. Die Bezeichnung „Köllnischer Wald“ in Bottrop erinnert daran. Die Bewohner waren in jener Zeit ausschließlich römisch-katholischen Glaubens. Es ist nicht bekannt, wann Bottrop ein eigener Pfarrort geworden ist.  Im „liber valeris“, der ältesten Matrikel der Kirchen des Kölner Erzbistums des Stiftes Deutz wird Bottrop um 1150 als Pfarramt aufgezählt.

Diese Werke waren der Auslöser dafür, die Künstlerin zu fragen, ob sie im Jubiläumsjahr der Stadt mit ihrem Triptychon nach Bottrop kommen wolle

Rund um das Thema „Schöpfung“ wurde diese bemerkenswerte Ausstellung, mit zusätzlichen Programmpunkten durch Pfarrerin Anke-Maria Büker-Mamy auf die Beine gestellt.

Ob Kunst die Welt verändern kann, ist seit langem ein Streitfall. Wichtig aber, dass Künstler weiterhin mit diesem Anspruch antreten. Dass sie sich nicht entmutigen und verhärten lassen.

So wie Tamara Hasselblatt, die an das Schöne in unserer Welt und unter uns Menschen glaubt. „Wir müssen zusammenhalten und das Gute einfach nur tun“ meint sie.

„Schöpfung“

Das Thema „Schöpfung“ spielt in der Arbeit von Tamara Hasselblatt (TH) eine grundlegende Rolle. Die umfassend Größe dieses Themas ließ es die Künstlerin als Triptychon schaffen. Dies ist für sie der angemessene Weg, den ihr wichtigen Aspekten dieses Themas den gebührenden Raum zu geben.

„Schöpfung“ ist für TH ein vielfältiges Faszinosum, dem immer auch der Aspekt des Wunderbaren innewohnt. Im christlichen Glauben ist der Schöpfungs-Gedanke tief eingeschrieben. Er verweist auf die Kraft und Macht Gottes. „Schöpfung“ mit Blick auf uns auf Erden ist allumfassend: sie ist die Natur, unsere Erde, die Flüsse, die Meere, die Pflanzen, die Tiere, wir Menschen. Und es ist das Wunder des Entstehens eines neuen Menschen – das für die Künstlerin mehr ist als die chemische Verbindung einer Samen- und Eizelle.

Auch Kunst-Schaffende sind Teil eines Schöpfungsprozesses. Im Dreiklang des Triptychons gibt TH der Kunst als menschliche Schöpfungen ihren Platz: der Musik, Malerei und Literatur. Malgrund ist je ein Kunstdruck der Erstausgabe von Joseph Haydns „Die Schöpfung“. Auf dem Titelblatt hat TH in feinst ausgearbeiteter Mischtechnik unsere Erde gemalt. Der Planet ist unverletzt, die Risse und Verletzungen unserer Erde sind bewusst weggelassen. TH glaubt an die innere Unverletzlichkeit unserer Erde und vertraut auf ihre Heilkräfte. Sie hofft allerdings – noch – auf den Verstand und die Vernunft der Menschen. Die Künstlerin weiss um die große Gefährdung unseres Planeten. Viele ihrer Bilder erzählen davon.

Für die nächsten beiden Bilder des Triptychons wählte TH zwei Notenblätter mit genau den Passagen aus, in denen Gott die Erde erschuf und es Licht ward. Die hochschwangere Frau, in Mischtechnik altmeisterlich gearbeitet, schaut innig auf das werdende Leben in ihrem Bauch. Ihr Kopf steht genau vor den Worten „Und der Geist Gottes schwebte…“ Wachsen, Werden, Zweifeln, Vertrauen hören nie auf. Rilkes Gedicht „Ich lebe mein Leben in wachsenden Ringen“ erzählt davon. Die Künstlerin hat es eingeschrieben in die von ihr kraftstrotzend gemalte Baumscheibe. Durch alle drei Bilder ziehen sich Seifenblasen, die an das Zarte, Leichte – und die allgegenwärtige Zerbrechlichkeit erinnern.

Unsere Schöpfung ist großartig und schön – und so zerbrechlich.

Wir Menschen müssen sie schützen. Und verhindern, dass sie weiter mutwillig zerstört wird.

Geschichte der Martinskirche Bottrop

Die politische Zugehörigkeit zum Vest Recklinghausen und damit zum Kurfürstentum Köln ist Ursache dafür, dass die Reformation nicht Fuß fassen konnte. Daher blieb Bottrop über Jahrhunderte eine katholische Gemeinde.

Schon früh war Bottrop ein Hauptknotenpunkt für den Handel. Infolge des starken Wachstums der Stadt und des fortschreitenden Bergbaus im 19. Jahrhundert zogen mehr und mehr auch Protestanten nach Bottrop. Mit viel Aufwand gründeten sie in der Mitte des Jahrhunderts ihre eigene Kirchengemeinde. Diese war allerdings finanzschwach. Für eine eigene Kirche gab es kein Geld. Da kam im Mai 1883 überraschende Hilfe aus Berlin. Der homöopathische Arzt Dr. Ludwig Deventer stiftete 30.000 Mark für den Bau der Kirche. Schnell fanden sich mehrere weitere, kleinere Spender. Das Geld für eine eigene Kirche war da: Schon 1884 wurde sie als erste evangelische Kirche gebaut. Ihren Namen Martinskirche verdankt sie der Auflage des Stifters, sie solle an den großen Reformator Martin Luther erinnern. Bereits 1902 musste die Martinskirche erweitert werden. Kaiserin Auguste Viktoria schenkte der Gemeinde dazu eine silberbeschlagene Altarbibel.

Gesamtpreis des Triptychon: € 4.500,-

Die Bilder gibt es auch als Einzelstücke zu kaufen. Bei Auftrag werden die Einzelbilder von TH jeweils als Original neu gemalt.

Auflage insgesamt je drei Exemplare.

© Tamara Hasselblatt